Entlarvung der dunklen Seite: Wie Dark Patterns die sozialen Medien beherrschen | Analyse + Podcast

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  • Dark Patterns sind gezielte Designentscheidungen in sozialen Medien, um das Nutzerverhalten zu lenken
  • Psychologische Tricks wie Knappheitstaktiken und sozialer Druck werden genutzt, um uns zu beeinflussen und länger auf der Plattform zu halten
  • Dark Patterns können (ähnlich wie Lootboxen) illegal verwendet und gerichtlich abgemahnt werden

Willkommen in der Welt der Dark Patterns, in der die Grenzen zwischen Benutzerfreundlichkeit und Manipulation verschwimmen. Während soziale Medien einen großen Teil unseres täglichen Lebens ausmachen, ist es höchste Zeit, einen kritischen Blick hinter die glänzenden Oberflächen zu werfen.

Wie funktionieren Dark Patterns?

Dark Patterns sind raffinierte Taktiken, die absichtlich eingesetzt werden, um Nutzer zu beeinflussen, Entscheidungen zu lenken und uns zu Handlungen zu verleiten, die wir möglicherweise nicht freiwillig unternehmen würden. Von versteckten Kosten und voreingestellten Zustimmungen bis hin zu subtilen psychologischen Tricks – sie alle haben ein Ziel: uns länger auf der Plattform zu halten und unser Verhalten zu steuern.

Aber lasst uns nicht in die Falle tappen, denn das Wissen über Dark Patterns gibt uns die Macht, uns dagegen zu wehren und unsere digitale Autonomie zurückzugewinnen.

Infografik: Dark Patterns – was „glücklick“ macht

Hier sind einige weitere typische Beispiele für Dark Patterns in Social Media, die oft verwendet werden, um Nutzer zu manipulieren:

  1. Zwang zur Anmeldung: Eine Website oder App verlangt von den Nutzern, sich anzumelden oder zu registrieren, um Zugang zu bestimmten Funktionen zu erhalten.
  2. Voreingestellte Zustimmungen: Eine Website oder App verwendet voreingestellte Optionen, um Nutzer dazu zu bringen, ungewollte Abonnements oder andere Aktionen durchzuführen.
  3. Manipulierende Sprache: Eine Website oder App verwendet manipulative Sprache, um Nutzer dazu zu bringen, bestimmte Aktionen durchzuführen oder ihre Einstellungen zu ändern.
  4. Versteckte Kosten: Eine Website oder App versteckt Kosten oder Gebühren in einem Kleingedruckten, um Nutzer dazu zu bringen, etwas zu kaufen oder sich anzumelden, ohne dass sie die tatsächlichen Kosten verstehen.
  5. Knappheitstaktiken: Eine Website oder App zeigt an, dass ein bestimmtes Angebot oder eine bestimmte Option nur für begrenzte Zeit verfügbar ist, um Nutzer zu einer schnellen Entscheidung zu drängen.
  6. Versteckte Abonnements: Eine Website oder App versteckt Abonnements oder wiederkehrende Zahlungen in einer Kaufabwicklung, um Nutzer dazu zu bringen, unbeabsichtigt für etwas zu bezahlen.
  7. Social Proof: Eine Website oder App verwendet Social Proof, um Nutzer dazu zu bringen, eine bestimmte Aktion auszuführen oder ein Produkt zu kaufen, indem sie zeigen, dass andere Nutzer es auch getan haben.
  8. Verzögerungstaktiken: Eine Website oder App verzögert den Zugang zu einer Funktion oder Option, um Nutzer dazu zu bringen, länger auf der Seite zu bleiben und sich mehr mit der Plattform zu beschäftigen.
  9. Falsche Bestätigungen: Eine Website oder App gibt vor, dass ein Nutzer eine bestimmte Aktion erfolgreich durchgeführt hat, obwohl dies nicht der Fall ist, um den Nutzer dazu zu bringen, weiter auf der Seite zu bleiben oder weitere Aktionen durchzuführen.
  10. Versteckte Optionen: Eine Website oder App versteckt Optionen oder Einstellungen in einer schwer zu findenden Menüstruktur oder durch eine unklare Benutzeroberfläche, um Nutzer dazu zu bringen, nicht in der Lage zu sein, ihre Einstellungen zu ändern oder die Optionen zu finden, die sie suchen.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Funktionen oder Optionen, die oben genannt werden, unbedingt Dark Patterns sind. Es kommt auf die Art und Weise an, wie sie verwendet werden und ob sie dazu dienen, den Nutzer zu manipulieren oder nicht.

Definition

Dark Patterns sind raffinierte Designentscheidungen und manipulative Taktiken, die in digitalen Schnittstellen, insbesondere in sozialen Medien, eingesetzt werden, um Nutzer zu beeinflussen, ihre Entscheidungen zu lenken und bestimmte Handlungen auszuführen, die möglicherweise nicht in ihrem besten Interesse liegen. Diese Designmuster und Taktiken werden bewusst verwendet, um Nutzer dazu zu bringen, Dinge zu tun, die sie vielleicht nicht freiwillig tun würden, wie beispielsweise persönliche Daten preiszugeben, unerwünschte Abonnements abzuschließen oder unnötige Käufe zu tätigen.

Dark Patterns nutzen oft psychologische Prinzipien, soziale Normen und den Wunsch nach Belohnung oder sozialer Anerkennung, um Nutzer zu verleiten, bestimmte Aktionen auszuführen. Sie können beispielsweise Druck erzeugen, indem sie zeitliche Begrenzungen vorgeben oder voreingestellte Optionen verwenden, die Nutzer dazu bringen, sich für etwas zu entscheiden, ohne es bewusst zu bemerken.

Das Ziel von Dark Patterns ist es, die Nutzungsdauer und das Engagement der Nutzer zu maximieren, Daten zu sammeln, Umsätze zu steigern oder andere vordefinierte Ziele zu erreichen, auch wenn dies auf Kosten der Nutzererfahrung oder des individuellen Wohlergehens geht.

Es ist wichtig, sich der Existenz von Dark Patterns bewusst zu sein und kritisch mit den Schnittstellen umzugehen, denen wir täglich ausgesetzt sind, um eine informierte Entscheidung zu treffen und unsere digitale Autonomie zu wahren.

Beispielstudie: Dark Patterns bei Smartphone Gaming

Im Februar fand die Gamingmesse ICE London 2020 statt, bei der Glücksspiel einen wesentlichen Bestandteil bildete. Fakt ist: Die Branche wächst und wächst und gerade das Glücksspiel im Online-Casino wird in unserer Gesellschaft immer beliebter. Doch ist das nicht eine bedenkliche Entwicklung?

64 Prozent der 12- bis 13-Jährigen spielen lieber allein

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest gibt einmal jährlich die KIM-Studie heraus (Kinder, Internet, Medien). In der Ausgabe von 2018 gab es interessante, aber auch Besorgnis erregende Zahlen:

Infografik SocialMediaStatistik.de zum Thema smartphone spiele kinder

AlterSpiele mit dem Smartphone allein in %
6-713 %
8-929 %
10-1151 %
12-1364 %

Dark Patterns: Abzocke mit Fun

Aktuell werben viele Promis und bekannte Gesichter von Bibis Beauty Palace bis zu Michael Wendler oder Dieter Bohlen für die Gaming-App Coinmaster.

Coin Master – Abzocke mit Fun | NEO MAGAZIN ROYALE mit Jan Böhmermann – ZDFneo

Glaubt man führenden deutschen Influencern, dann ist Coin Master der heißeste Scheiß seit der Markteinführung von Bibis Vanilla Cake Pop Duschschaum. Eine niedliche kleine App mit süßen Tierchen in einer possierlichen Fantasiewelt, bei dessen Anblick viereckige Kinderaugen funkeln, als gäbe das Christkind eine Autogramm-Stunde im nächsten Snipes-Store (es gibt auch noch viele andere coole Sneaker-Läden).

Bei Neo Magazin Royale zeigte Kabarettist Jan Böhmermann, dass diese scheinbar so spaßige App aber viele Anzeichen von:

  1. suchtgefährdenden Inhalten zeigt und
  2. sehr stark an Glücksspiel erinnert

Bereits vor einigen Jahren gab es eine große Diskussion um Lootboxen in Videospielen. Star Wars: Battlefront II von Electronic Arts wurde in einigen Ländern sogar verboten, weil Lootboxen sehr viele Mechaniken aufwiesen, die auch bei Glücksspielautomaten bekannt sind.

Lootboxen: Ein Glücksspiel? | Analyse – Blog zu Social Media Trends, Statistikpool, Metaverse Portal, Podcast Hub … und mehr!

Drogenbericht der Bundesregierung für 2019 warnt vor internetbezogenen Störungen Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig nennt im Bericht konkret Lootboxen Online-Gaming als Glücksspiel besonders für Jugendliche und Jungs gefährlich Daniela Ludwig ist die Bundesbeauftragte für Drogen in Deutschland und hat bereits im Drogenbericht der Bundesregierung 2019 auch vor Onlinesucht und Online-Glücksspielen gewarnt. Dazu …

Strategie hinter den Online-Casinos: Testimonials, Special und Sonderaktionen

Mit den verschiedensten Tricks wird versucht, den Kunden langfristig an das Online-Spiel zu binden. Diese sogenannten Dark Patterns, also psychologisch unterschwellige Manipulationsmuster, funktionieren anscheinend: Denn immer mehr Menschen in unserer Mitte spielen sich durch die Games dieser Welt – ganz mobil, immer und überall.

Viele Betreiber von locken Neulinge mit schmackhaften Willkommenspaketen in das Glücksspiel-Paradies. Und auch auf den bereits registrierten Zocker warten etliche Bonus-Programme: ob Gratis-Spielguthaben, Treueprämien, Freispiele oder Sonderbeträge auf Einzahlungen, diese Casinos (ob sie nun so heißen oder nicht) bieten sehr viele Extras, um es ihren Gästen so bequem wie möglich zu machen. Doch nicht nur Special und Sonderaktionen sind Teil einer ausgeklügelten Marketing-Strategie, sondern ebenso gezielt eingesetzte Werbemittel wie Testimonials.

Testimonials, also Stimmen zufriedener Kunden und häufig prominenter Gesichter, sind in Marketingkreisen nichts Neues und seit sie eingesetzt werden Teil einer erfolgreichen Strategie. Sie geben dem Kunden ein sicheres Gefühl, wodurch dieser eine Beziehung zu dem jeweiligen Anbieter aufbauen kann. Verwendet werden häufig öffentlich bekannte Gesichter, die im Kunden Vertrauen erwecken. Der Kunde fühlt sich dem Testimonial und damit letztendlich auch dem Anbieter des Online Casinos nahe.

Fazit: Sind Dark Patterns nun schlecht oder normal?

Was aber ist nun die Begründung hinter diesen Maßnahmen? All diese Marketingstrategien, die hinter Dark Patterns stehen, sollen das eine bewirken: eine langfristige Kundenbindung. Denn je mehr Zeit auf den Plattformen verbracht wird, desto mehr Geld fließt in die Kasse der Werbeanbieter. Damit die Branche immer weiter gedeiht.

Schlussendlich gilt aber: Jeder Spieler hat vor dem Registrieren die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu lesen und zu akzeptieren. Diese Art von Entertainment ist schlussendlich freiwillig.

Mehr Infos im Podcast: Hören & Download

 

 

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