2,3 Millionen Menschen sind dieses Wochenende aufgerufen im nördlichsten Bundesland ihre Stimme abzugeben. Die Union unter Ministerpräsident Daniel Günther liegt in Umfragen deutlich vorne. Eine zweier Koalition mit den Grünen scheint möglich.
An dieser Stelle widmen wir uns wieder dem Wahlkampf der Parteien auf YouTube. Wer sich für das Schalten von politischen Werbeanzeigen auf YouTube bzw. auf Google interessiert, kann sich hier durch den Transparenzbericht klicken.
Verzeichnis
CDU
In den vergangenen Wochen wurden auf dem YouTube-Kanal der Union gerade einmal zwei Videos veröffentlicht. Zum einen war dies die Kampanienvorstellung zum Wahlkampf mit 300 Aufrufen. Bei dem zweiten Video handelt es sich um den offiziellen Wahlwerbespot der Union mit 100.000 Aufrufen. Die hohen Aufrufzahlen kamen auch durch das Schalten von Werbeanzeigen zustande.
Ein tatsächliches Nutzen von YouTube für Wahlkampfzwecke gab es darüber hinaus wohl nicht.
SPD
Deutlich aktiver auf YouTube waren die Sozialdemokraten. Mit fast 400.000 Aufrufen hat die Partei die Aufrufzahlen auf dem Kanal beinahe verdoppelt. Veröffentlicht wurden etwa aufgezeichnete Wahlkampfveranstalltungen, ein Grußwort von Malu Dreyer, Wahlwerbespots und eine Kanzelrede von Thomas Losse-Müller im Schleswiger Dom.
Als eigenständiges Videoformat existieren mehrere nur wenige Sekunden lange, frontal in die Kamera gesprochene Statements vom Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller. Thematisch wird dabei auf die öffentliche Daseinsvorsorge, die Verkehrswende, Mindestlohn, bezahlbares Wohnen und Mietpreisbremse, Klimaschutz und beitragsfreie Kitas eingegangen. Viele dieser Videos enthalten Angriffe auf die Union, was nicht besonders souverän wirkt. Auch diese Videos wurden teilweise beworben.
Ein Interviewformat mit dem Titel ‚Thomas, wir müssen reden!‘ ist schon vor dem Wahlkampf erstmals hochgeladen worden. Seit Mitte März gab es jedoch nur ein weiteres Video zu diesem Format. In diesem unterhielt sich die Moderatorin „Lynn“ mit „Thomas“ über das Thema Handwerk. Diese Videos kommen auf YouTube gerade einmal auf Aufrufzahlen im zweistelligen Bereich.
Einfach aber gut gemacht ist ein 2:40 Minuten langes Video, indem Thomas Losse-Müller und Olaf Scholz gemeinsam die Wahlkampfphase eröffnen. In dem Video werden Teilnehmer der Veranstaltung interviewt und Losse-Müller und Scholz kommen ebenso zu Wort. Dieses Video scheint gut zur Mobilisierung der eigenen Anhängerschaft für den Wahlkampf zu sein. Einen Mehrwert darüber hinaus scheint es nicht zu geben.
Die Grünen
Auch die Grünen nutzen YouTube nicht wirklich zu Wahlkampfzwecken. Neben dem offiziellen Wahlwerbespott (100.000 Aufrufe) wurden noch zwei aufgezeichnete Veranstaltungen veröffentlicht.
FDP
Die FDP in Schleswig-Holstein hat beinahe sämtliche ihrer auf dem Kanal vorhandenen Videos Mitte Februar gelöscht bzw. deaktiviert. Zwischenzeitlich zeigte der Kanal nur noch weniger als 150 Aufrufe an. Seitdem stiegen die Aufrufzahlen wieder und liegen nun bei circa 110.000.
Bei den in den letzten Wochen veröffentlichten Videos handelt es sich etwa um Wahlaufrufe, den offiziellen Wahlwerbesport, einem Trailer zum Wahlkampfauftakt, ebenfalls eine Kanzelrede im Schleswiger Dom, hier von Bernd Buchholz. Auch gibt es mehrerer nur wenige Sekunden lange Clips, in denen in sehr schneller Abfolge Wörter in Magentafarben vor gelben Hintergrund eingeblendet werden. Das Einblenden geschieht teils so schnell, dass die Texte nicht zu lesen sind.
Als wiederkehrendes Format gibt es mehrere Videos, in denen verschiedene Personen frontal in die Kamera reden und auf diese zugehen. Im selben Tempo bewegt sich die Kamera von den Personen weg. Thematisch werden in den Videos Lösungsansätze der FDP zu Themen wie Wirtschaft, Mobilität, Bildung, Start-ups und Infrastruktur behandelt.
Ebenso gibt es mehrerer nur wenige Sekunden lange Videos mit Bernd Buchholz vor einer FDP Logowand. Buchholz spricht in den Videos direkt in die Kamera zu Themen wie Mobilität, Tourismus und mehr Investitionen. Alle Videos wurden am 23. März veröffentlicht und sind wahrscheinlich zu Werbezwecken gedacht.
Viele der von der FDP veröffentlichten Videos scheinen rein für Werbezwecke gedacht zu sein. Reichweite darüber hinaus ist unwahrscheinlich.
Die Linke
Die Linke in Schleswig-Holstein hat kein Video zur Landtagswahl auf YouTube veröffentlicht.
AfD
Die AfD erzielte etwa 58.000 Aufrufe im Wahlkampf. Sie veröffentlichte mehrere wenige Sekunden lange Ausschnitte aus Reden, aber auch ganze Reden, jeweils wenige sechs Sekunden lange, eher inhaltsleere Videos, den offiziellen Wahlwerbespot, ein Kandidatenvorstellungsvideo, sowie Kurzvorstellungen von Jörg Nobis (Spitzenkandidat der AfD) und von Kurt Kleinschmidt
Wie üblich thematisiert die AfD ihr Wahlprogramm in einem animierten Erbklärvideo und erreicht damit über 10.000 Aufrufen. In diesem wird ein Freedom Day, mehr Geld für die Pflege, mehr Landärzte, finanzielle Entlastungen für Familien, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, Präsenzunterricht (wobei Kinder an Schulen angeblich ideologisch indoktriniert werden), das Schaffen von Arbeitsplätzen und die Wiedereinführung der Kernenergie gefordert.
Im Video wird zudem die wahrheitswidrige Behauptung aufgestellt, bei den meisten Geflüchteten würde es sich um Wirtschaftsmigranten handeln. Bebildert wird dies mit Männern mit Smartphones und dunkler Haut, die einer Frau mit ihren Kindern und einer Ukraine Fahne auf dem Koffer den Platz in einer Flüchtlingsunterkunft wegnehmen.
Die Forderung nach unterschiedlicher Behandlung von Geflüchtete je nach Herkunft, sowie Kritik an einer „völlig falschen Coronapolitik“ sind wiederkehrendes Thema in den Videos.
SSW
Eine Besonderheit im politischen System von Schleswig-Holstein ist der Südschleswigscher Wählerverband (SSW). Die Fünfprozent-Hürde gilt für diese Kleinpartei nicht. Aktuellen Umfragen zufolge ist es jedoch gut möglich, dass die Partei seit 1950 wieder mehr als 5 Prozent der Stimmen auf sich vereinen kann.
Falls dem so ist, wird YouTube nicht dazu beigetragen haben. Auf dem Kanal des SSW wurde nur der offizielle Wahlwerbespot veröffentlicht.
Schlussfolgerungen
Während die FDP ihre YouTube Präsenz vor allem für das Schalten von Videowerbung zu nutzen scheint, sieht es bei der SPD so aus, dass diese zusätzlich die Mobilisierungsmöglichkeiten der eigenen Anhängerschaft zu nutzen versucht. Das Zurückgreifen auf Negativ Camaping Elemente hat dabei einen bitteren Beigeschmack. Bei der AfD fällt auf, dass durch die veröffentlichten Videos eigene Narrative gepflegt werden sollen.
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