An diesem Wochenende wird im bevölkerungsreichstem Bundesland ein neuer Landtag gewählt. Zwar deuten die Umfragen darauf hin, dass eine Koalition aus SPD und Grünen bevorzugt wird. Ob es hierfür knapp reicht, ist jedoch noch völlig offen.
Nachdem wir uns in der vergangenen Woche den Wahlkampf der Parteien auf YouTube zur Wahl in Schleswig-Holstein angeschaut haben (hier nachzulesen), werfen wir nun einen Blick nach NRW.
Verzeichnis
CDU
Gerade einmal 30.000 Aufrufe konnten Videos der CDU in den vergangenen Wochen verbuchen. Bei den veröffentlichten Videos handelte es sich neben dem Wahlwerbespot um Veranstalltungsaufzeichnungen, diverse Eventtrailer von Wahlkampfveranstaltungen, ein Statement von Karl-Josef Laumann über gesicherte und bezahlbare Energie, sowie ein Werbevideo in Gebärdensprache.
Eines der Eventtrailer sticht hervor. Ein Sprecher aus dem Off kommentiert das Video und auch der Spitzenkandidat Hendrik Wüst gibt ein Statement ab. Wahlkämpferinnen und -kämpfer der Union werden direkt angesprochen, was den Schluss nahe liegt, hierbei handelt es sich um ein Mobilisierungsvideo. Das Video ist jedoch trocken umgesetzt und auch nicht wirklich genutzt worden. Bis zum Wahlwochenende wurde es auf YouTube gerade einmal 300 Mal angeschaut. Hier wurden Chancen verschenkt.
Die CDU nutzt die seit vergangenem Sommer bestehende Möglichkeit der sogenannten „Shorts“. Dabei handelt es sich um wenige Sekunden lange Kurzvideos im Hochkantformat, die auf YouTube unter einem eigenen Reiter zu finden sind. Shorts sind eine Antwort auf TikTok oder Instagram Reels.
Die Union hat hier ein paar Videos ausprobiert. Einige der Videos wurden erst im Nachhinein als Shorts umgesetzt. Bei Statements von Lutz Lienenkämper und Karl-Josef Laumann wurde jeweils ein Video im eins zu eins Format durch schwarze Balken oben und unten erweitert. Anscheinend gezielt umgesetzt ist ein Video mit schnellem Schnitt und Screeneinblendungen, welches zur Briefwahl aufruft, sowie ein weites Video in ähnlicher Machart, in dem der Endspurt des Wahlkampfes Thema ist, für den die Wahlkämpferinnen und -kämpfer noch einmal 100 Prozent geben sollen.
SPD
Alleine seit Anfang Mai 2022 hat der Kanal der SPD NRW mehr als 300.000 Aufrufe erzielen können. Ein Großteil der Aufrufe wurde mit mehreren Wahlwerbespots erzielt.
Neben diesen Wahlkampfspots gibt es noch ein unkonkretes Video, in dem Hubertus Heil und Thomas Kutschaty jeweils Statements in die Kamera geben.
Auch ein Eventtrailer zu drei Tage Wahlkampf in Ostwestfalen-Lippe wurde hochgeladen, welches von Kutschaty selbst aus dem Off kommentiert wird. Während dieser Trailer zwar etwas lang geraten ist, sonst aber gut umgesetzt wurde, ist auf dem Kanal ein weiterer Trailer zu finden, welcher nicht besonders gelungen herüberkommt. Dieser Trailer ist mit 3:46 Minuten noch einmal eineinhalb Minuten länger, als der erste. 38 Sekunden davon gibt Franz Müntefering ein Statement in die Kamera, ohne dass diese Strecke durch Schnitte oder Schnittbilder aufgelockert wird. Auch weitere im Video vorhandene Statements oder Redebeiträge werden nicht wirklich bebildert. Es ist fraglich, ob so ein langes Video mit sowenig Bildgeschehen wirklich lange gesehen wird.
Von der Idee her gut ist ein Video, in dem ein Pfleger zu Wort kommt und von seinem Arbeitsalttag und Problemen erzählt. Im Anschluss verspricht Kutschaty mehr Personal, geregelte Arbeitszeiten und guten Lohn. Wirklich konkret wird er dabei aber nicht. Das ist Schade, da mit dem im Video vorkommenden Pfleger dem „Pflegenotstand“ ein Gesicht gegeben wurde und nun aber keine konkrete Antwort folgte.
Die Grünen
Die Grünen haben zur Landtagswahl auf YouTube gerade einmal drei Videos hochgeladen. Neben der Kampanienpräsentation zur Landtagswahl und dem Wahlwerbespot, spricht das dritte Video die Verkehrspolitik an. Dies wird geschickt anhand der Rahmedetal-Brücke der A45 bei Lüdenscheid gelöst, die seit einem halben Jahr dauerhaft gesperrt ist. Eine Reparatur scheint nicht möglich. Ein ganz konkreter Sachverhalt mit vielen Betroffenen wird hier als Aufhänger genommen, um das relativ abstrakte Thema Verkehrspolitik greifbarer und konkreter zu machen. Allerdings wurde dieses Video auf YouTube nicht besonders oft angeschaut. Die Aufrufzahlen bewegen sich im zweistelligen Bereich.
FDP
Am 2. April 2022 wurden auf dem YouTube Kanal der FDP NRW 42 Reden vom Landesparteitag der Partei veröffentlicht. Diese Videos haben allerdings meist Aufrufzahlen im niedrigen zweistelligem Bereich. Auch sind auf dem Kanal die für die FDP typischen, wenige Sekunden langen Videos mit animierter Schrift, die wahrscheinlich für Werbezwecke gedacht sind, veröffentlicht. Neben dem Wahlwerbespot gibt es noch einen weiteren in Gebärdensprache. Auch wurden zwei Shorts veröffentlicht. In einem ist eine durch Köln fahrende Plakatwand zu sehen. Das andere ist eine Wiederverwertung des schon angesprochenen kurzem Video mit animierter Schrift, welches im eins zu eins Formate mit schwarzen Balken oben und unten erweitert wurde.
Die FDP hat im Wahlkampf etwas mehr als 100.000 Aufrufe auf YouTube erzielen können, wobei fast sämtliche Aufrufe auf den Wahlwerbespot und das Video mit der animierter Schrift entfielen.
AfD
Die AfD NRW veröffentlichte mehrere aufgezeichnete Reden mit Titeln wie beispielsweise: „Antifa schreit und bekommt Ansage ihres Lebens!“, „Nach dieser Rede braucht AfD-Politiker Polizeischutz!“ oder „Ich rufe alle Juden auf, am 15. Mai die AfD zu wählen!“. Es gibt eine aufgezeichnete Pressekonferenz, eine Rede aus dem Landtag NRW, diverse Reden aus dem Bundestag, ein Interview vom AfD Hauptkanal und ein Clip gegen zu hohe Tankkosten. In einem weiteren Video lobt sich die AfD selbst eine Impfpflicht für über Sechzigjährige verhindert zu haben. Auch gibt es den Wahlwerbespot und Eventtrailer auf dem Kanal zu finden.
Ebenso wurden einige Short auf dem Kanal veröffentlicht, wobei hier meist Ausschnitte aus dem TV oder Handyvideos, etwa von der Schießerei in Duisburg am 4. Mai 2022, aufgegriffen und unter eine spezielle AfD NRW Maske gelegt worden sind.
In einem über acht Minuten lange Video arbeitet sich die AfD am Wahlwerbespot der Grünen ab. Es ist ein sogenanntes Reaction Video, in dem erst der Spot der Grünen im Ganzen gezeigt wird, um dann einzelne Passagen heraus zu clippen und zu kommentieren.
Interessant ist, dass ein wiederkehrendes Element in vielen der Videos die Personen Lauterbach, Baerbock und Merkel sind. Diese Personen stehen allerdings in NRW gar nicht zur Wahl.
Die Linke
Die Linke wird wohl in der kommenden Legislaturperiode wieder keine Rolle im Landtag von NRW spielen. Auf YouTube ist auch nur weniges zu finden. Das letzte Video zur Landtagswahl wurde am 29. März 2022 veröffentlicht. Dabei handelt es sich um den Wahlwerbespot.
Schlussfolgerungen
SPD und Grüne haben gute Ansätze gezeigt, spezielle Videos für YouTube zu nutzen, dies aber nicht konsequent umgesetzt. Das reine hochladen eines Videos genügt nicht. Die CDU hat von allen Parteien am stärksten die neue Möglichkeit der Shorts versucht zu nutzen. Die AfD wiederum versucht mit ihrem Kanal Personen anzugreifen, die gar nicht zur Wahl stehen. Ähnlich zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein scheint auch für die FDP in NRW YouTube vor allem ein Werkzeug zum Schalten von Anzeigen zu sein.
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