Was ist das Darknet? | Podcast

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  • Darknet ist ein geschützter und verschlüsselter Teil des Internets
  • Um ins Darknet zu gelangen braucht man spezielle Software wie den TOR-Browser
  • Das Darknet hat laut Journalist Mey drei Gesichter: illegale Einkaufsmeile, Verbrechen, Politik

Im Darknet geht es um Drogen, Prostitution und Politik. Doch geht nur darum? Ist das Darknet nicht aus noch mehr? Mit Darknet-Guide “Wie kann ich Whistleblower werden?” und Interviewgast; dem freien Journalisten Stefan Mey (u.a. bekannt aus ZDF, Ärzteblatt, taz, golem.de). 

Was ist das Darknet?

Mit Darknet (engl. für Dunkelnetz) ist ein geschützter und anonymisierter Teil des Internets gemeint. Im Gegensatz zum normalen Internet (dem sog. Surface Web) kann das Darknet nicht über normale Zugriffsmöglichkeiten wie Suchmaschinen, sprechende URLs oder Social-Media-Einbettungen erreicht werden. Im Darknet befindliche Websites sind nur über spezialisierte Browser erreichbar und bieten Anbietern wie auch Nutzern dieser Dienste Anonymität.

Das Darknet wird in gesellschaftlichen Diskussionen teils sehr hitzig diskutiert; einerseits als Umschlagplatz für Waffen, Drogen, Pornografie oder Prostitution und andererseits als Keimzelle für politischen Aktivismus, investigativen Journalismus oder für Freiheits- und Gleichheitsbewegungen in totalitären Staaten.

Die zwei Anwendungen des Darknets

Es gibt zwei übliche Anwendungsmöglichkeiten für das Darknet:

  1. Nutzerseitige Anonymisierung (Zugriff auf das Darknet); bspw. über spezialisierte Anwendungen wie den TOR-Browser
  2. Beidseitige Anonymisierung (das Darknet an sich); erkennbar an .onion-TLDs der Webadressen

Top-Level-Domains (kurz TLD) kennzeichnen normalerweise die Zugehörigkeit zu bestimmten Regionen (wie .de für Deutschland oder .at für Österreich), Branchen (.com meist für kommerzielle Unternehmen, .org für Organisationen wie Stiftungen oder Genossenschaften usw.) oder Tätigkeiten (wie .party, .store oder .versicherung bei den neuen Domain-Endungen, die seit 2013 auch vergeben werden können).

Nette Anekdote: Bei der Erweiterung der Domains 2013 wurde .onion als TLD für das normale Web nicht freigeschaltet, sondern bleibt damit eine Darknet-Endung. Dadurch hat die internationale Registrierungsstelle ICANN .onion als Darknet-Endung quasi indirekt anerkannt.

Hinweis: Bitte .onion-Adressen nicht verwechseln mit der US-amerikanischen Satire-Website The Onion. Die .onion-Domain ist eine Metapher auf eine Zwiebelschale, bei der viele Lagen übereinander liegen, wie auch im Darknet viele Websites übereinander liegen und ein vielschichtiges System bilden, das man erst erkennt, wenn eine Lage abgeschält wurde und eine neue zum Vorschein kommt.

Die 3 Gesichter des Darknet

Das Darknet ist in Politik und Gesellschaft vielfach diskutiert: Aufgrund der unklaren Umstände viele dieser Websites bilden sich Mysterien, Verschwörungstheorien und Stereotype über das Darknet.

Das böse Darknet? #webdays

Ist das Darknet wirklich so böse, wie in den Medien gerne behauptet wird? Dieses Video klärt auf.Hier kommt ihr zur kostenlosen Anmeldung für die #Webdays – …

1. Gesicht: Einkaufsmeile für Illegales

Es nicht falsch, dass über das Darknet Waffen, Drogen, Spiele und Sex gekauft werden können; doch ebenso wurde bereits Bombenbau-Material bei Amazon gekauft und das sogar noch durch den Suchalgorithmus unterstützt.

Nicht so sehr die Möglichkeit des Kaufs im Darknet ist das Gefährliche; eher die Verführbarkeit des Menschen dazu. Ein paar Beispiele:

Gaming-Sucht: Ungesunder Online-Spiele-Konsum

Seit mehr als zehn Jahren beobachtet das Bundesministerium für Gesundheit in der Gesellschaft eine Tendenz zur exzessiven, maßlose Computer- und vor allem Internetnutzung. In vielen Fällen gleicht diese einem Suchtverhalten. Besonders die Online-Computerspielsucht, d. h. die Abhängigkeit von im Internet angebotenen Spielen, scheint mehr und mehr ein gesellschaftliches Problem zu werden. Nach einer Studie der Universität Lübeck hat die Nutzung von Spielernetzwerken aus zwei Gründen ein erhöhtes Suchtpotenzial: 1. ist der Spieler virtuell soziale Kontakte und 2. schüttet sein Belohnungssystem beim Gewinnen eines Spieles Glückshormone aus. Online-Spiele wirken also wie ein „Heroin aus der Steckdose“. Wer aber glaubt, nur Menschen mit geringerer Bildung könnten in die Spirale dieser Sucht geraten, irrt.

Onlinesucht: Wenn Gaming krank macht | Quarks

Onlinesucht ist inzwischen eine anerkannte psychische Erkrankung, eine Verhaltenssucht, die professionell behandelt werden muss. Betroffene spielen bis zu 20…

Fabian, ein begabter Informatikstudent, verlor durch seine Online-Spielesucht seinen Studienplatz, sein Einkommen und den Kontakt zu seinen Eltern. Seine Geschichte zeigt, dass hier Mechanismen wirken, die unabhängig vom Bildungsgrad sind. Denn: Suchtverhalten scheint von Spielefirmen ganz bewusst über emotionale Aspekte gefördert zu werden. Menschen, die sich in ihrem normalen Umfeld ungeliebt fühlen, oder zu ängstlich sind Bindungen einzugehen, können dies in der virtuellen Spielewelt ausblenden. Vielmehr, sie können zu Gewinnern werden und dies über den sozialen Chat auch ausleben.

Über das Darknet können Spiele (natürlich illegal) heruntergeladen werden. So ermöglicht auch ein kleines Budget eine große Gaming-Bibliothek. Das kann alles über das Darknet gezogen werden – doch auch hier ist das Darknet wieder nur Umschlagplatz illegaler Waren.

How to sell drugs online (fast)

Nicht nur Online-Spiele verführen zur Sucht. Mit dem Erfolg der Netflix-Serie “How to sell drugs online (fast)” Anfang 2019 wurde auch wieder ein anderes Klischee des Darknet hochgeholt: Die Möglichkeit schnell über das Netz an illegale Drogen (z.B. Kokain, Meth, Crack) zu gelangen.

Das Darknet aber als Umschlagplatz für den Drogenhandel zu diffarmieren greif jedoch zu kurz. Das Jugendformat des Handelsblatts namens Orange hat sich diesem Thema in einem kompletten Artikel gewidmet, den wir hier nur stellvertretend für andere empfehlen:

https://orange.handelsblatt.com/artikel/61391

Denn verharmlosen wollen wir das Drogenproblem nicht: Besonders der Konsum von Crystal Meth ist in den vergangenen Jahren in Deutschland bedenklich gestiegen. Und auch die Pornoindustrie fördert das zwanghafte Suchen nach sexueller Befriedigung über das Internet.

Maßloser Erotik-Konsum, Pornografie, Prostitution und Pädophilie online?

Fast jeder kennt das Gefühl nach triebhafter Lust. Was bzw. wen man dazu braucht, lässt sich leicht über das Internet besorgen. Immer mehr von einstmals intimen analogen Tätigkeiten verlagern sich in die digitale Welt. Teilweise bieten Online-Angebote eine stärkere gefühlte Sicherheit, beispielsweise bei Sexspielzeug:

Nur knapp 10 Prozent der erwachsenen Frauen informieren sich vor Kauf von Sexspielzeug in einem Geschäft. Der überwiegende Teil tut das ausschließlich oder eher online. Was bei Sexspielzeug aufgrund gesellschaftlicher Vorurteile noch als Sicherheitsmaßnahme abgetan werden kann, sieht bei anderen Branchen gänzlich unterschiedlich aus:

Sex | Nr. 16 – #Onlinegeister

Podcast: Play in new window | Download | Embed Abonnieren Google Podcasts | RSS | Abo Sex: Der liebste Sport des Menschen und das wohl älteste Gewerbe der Welt penetriert natürlich auch das Internet. Nach manchen Studien sollen 10 Prozent des Internets nur aus Pornografie bestehen.

Aus Erotik und Liebe kann auch Perversität erwachsen. Erst Anfang 2019 war im Rahmen eines Missbrauchsskandals auch das Darknet wieder Ort von illegalem Handel. Auch hier wurde wieder ein Verbot gefordert:

Nach Staufener Missbrauchsfall: „Das Darknet abschalten“

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hat Schlussfolgerungen aus dem schweren pädokriminellen Verbrechen in Staufen gezogen und Veränderungen bei der Auswahl von Familienrichtern sowie in der Sozialgesetzgebung verlangt. „Der Kampf gegen Kindesmissbrauch ist keine befristete Aufgabe, es muss Veränderungen geben.

Solche Diskussionen greifen jedoch zu kurz und sind zu wenig ganzheitlich betrachtet: Das Darknet ist nur ein anonymer Platz, ja auch ein Marktplatz. Doch was auf solch einem Marktplatz verkauft wird, liegt im Rahmen dessen, wozu Menschen fähig sind.

2. Gesicht: Hort des Verbrechen

Das Darknet ist nicht nur Umschlagplatz für Kinderpornos, Waffen, Drogen, sondern für viele auch Ort von Glücksspiel, Forum für kriminelle Gruppen und Logistikzentrum für Mafia, Yakuza & Co. Wie viel Wahres ist dran?

Eine Antwort lässt sich naturgemäß nur schwer finden. Doch sowohl im Darknet als auch im Surface Web genannten öffentlich zugänglichen Teil des Internets gibt es illegale Tendenzen. Das Beispiel von Online-Glücksspielen ist ein sehr aktuelles: Online-Casinos und Lootboxes in Videospielen?

Seit einigen Jahren arbeiten Publisher von Videospielen wie Blizzard oder Electronic Arts mit Lootboxen. Das sind In-Game-Kisten oder vergleichbare Behälter, die nach dem Zufallsprinzip einem Spieler mit bestimmten Gegenständen belohnen. Immer wieder kommt hier der Vorwurf von Glücksspiel.

Eine belgische Behörde prüfte das Lootbox-System bei Star Wars: Battlefront II und Overwatch; und kam zum Schluss, dass es Glücksspiel ist. Die deutsche USK und die US-amerikanisch/kanadische ESRB-Behörde haben bereits geprüft und Lootboxen freigegeben. Doch immer wieder kommt die Diskussion auf, ob diese Spielelemente nicht doch ein Glücksspiel darstellen.

Es gibt Glücksspiel-Games, Apps wie Las Vegas Roulette und viele Online- wie Offline-Spiele. Doch diese sind konkret als solche gekennzeichnet. Publisher EA muss nicht nur den Shitstorm um Star Wars: Battlefront II ertragen, sondern auch die Glücksspiel-Vorwürfe. Erst kürzlich wurde Electronics Arts mit einem Lootbox-Kommentar bei reddit sogar zum meist gehassten Kommentar der Welt gewählt – laut Guinness Book of Records 2020.

Natürlich ist die bekannte Glücksspielsucht auch nicht zu vernachlässigen. Kollegen vom Regionalportal Halle-Saalekreis-Netzwerk haben sich des Themas bereits einmal angenommen:

Hilfe bei Spielsucht – Kontaktadressen in Sachsen-Anhalt – DER Bürgerreporter für Halle (Saale) und den Saalekreis mit Baustellenkalender, regionalen Beiträgen und E-Book

Seit August 2018 findet sich eine neue Spielbank in Halle. Außerdem scheint die Werbung gerade vor Online-Casinos nur überzuqillen. Grund genug für uns auch auf die Gefahren von Spielsucht einzugehen. Für die Betreiber von Spielhallen oder auch Online-Spielbanken ist es sehr wichtig, so viele Kunden wie möglich anzulocken und diese auch zu binden.

3. Gesicht: Keimzelle für politischen Extremismus

Politisches brodelt natürlich auch im Darknet. Hier verweisen wir auf den Podcast und das Interview mit ZDF-Redakteur Stefan Mey:

  • Im Darknet gibt es recht wenige exklusive politische Inhalte,
  • Das Darknet wird auch gern als Geheimtür verwendet, als alternativer Zugang zu Websites, die auch im normalen Netz erreichbar sind, u.a. taz, Facebook, CIA, New York Times, Indymedia, RiseUp
  • Das Darknet kann auch von Whisteblowern genutzt werden. Es gibt “geheime” Postfächer bspw. der Süddeutschen, der taz und anderer Zeitungen, um dort Informationen anonym abzusenden (wir haben weiter unten die .onion-Links dieser Briefkästen verlinkt).

Wie nutze ich das Darknet?

Das Darknet enthält zwar viele illegale Inhalte, aber eben nicht nur: Auch politischer Aktivismus, investigativer Journalismus und Graswurzelbewegungen für mehr Transparenz und Wahrheit können sich dort organisieren.

Wie komme ich aber nun ins Darknet?

  • 1. Einen geeigneten Browser herunterladen und installieren; wir empfehlen den TOR-Browser unter www.torproject.org (der TOR-Browser basiert auf Mozilla Firefox und wurde um mehrere Verschlüsselungs-Plugins erweitert)
  • 2. Darknet-Adressen finden (es gibt sogenannte Hidden Wikis mit Linkübersichten; alle sind unterschiedlich vertrauenswürdig); funktionierende Suchmaschinen im Darknet: ecosia.org, startpage.com oder ixquick.com
  • 3. Darknet-Seiten besuchen

Quellen und Links

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