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Lange Zeit spielten Emotionen im Internet eine untergeordnete Rolle. Es ging um Klicks, Aufruf- oder Downloadzahlen. Doch im letzten Jahrzehnt und vor allem durch das Aufkommen soziale Medien hat sich das gewandelt.
Engagement ist die neue Währung im Netz. Doch beinhaltet das auch Gefühle? Gefühle definieren uns als Mensch, doch wie weit reicht das?
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Was ist Emotionalität im Internet?
Lange Zeit galt das Internet als alternativer Raum. Gefühle und Emotionen gehörten zwar dazu, aber wie alles andere auch, waren nicht echt sondern nur digital. Hierzu Hans & Rentschler aus der ARD/ZDF-Onlinestudie:
„Wie die ARD/ZDF-Langzeitstudie aus den Jahren 2000 und 2005 beweist, spielten noch nicht vor allzu langer Zeit emotionale Aspekte bei der Internetnutzung eine untergeordnete Rolle […]. Ein Vergleich mit den Daten der ARD/ZDF-Onlinestudie aus dem Jahre 2010 verdeutlicht, dass sich das Blatt gewendet hat.“
Das Netz beeinflusst uns bewusst oder unbewusst. Gefühle gehören dazu. Doch warum sind wir emotional beeinflussbar im Internet? Das erklärt sich leicht: Das Internet ist ein Spiegel des normalen Alltags. So beeinflussbar wie wir im echten Leben sind, sind wir es auch online.
Wie beeinflussbar sind unsere Gefühle im Internet?
Zum Phänomen der Gefühlsansteckung (engl. emotional contagion) gab es verschiedene Forschungen. In den 1990er Jahren hat Elaine Hatfield mit ihren Arbeiten zur Gefühlsansteckung einige grundlegende Inhalte erstellt: Vor allem Spiegelneuronen und eine Art Mimikry-Effekt bestimmen uns. Lächeln uns andere an, lächeln wir zurück. Haben andere gute Laune, steckt uns das an.
Eine Studie von Adam Kramer (2014) in Zusammenarbeit mit Facebook hat ergeben, dass Gefühlsansteckung nicht nur face-to-face sondern auch face-to-facebook funktioniert. Pam Ramsden von der Uni Bradford veröffentlichte 2015 eine Studie, nach der soziale Medien auch Traumata fördern können. Etwa ein Fünftel der untersuchten Teilnehmer wiesen infolge des Social-Media-Konsums Anzeichen einer post-traumatischen Belastungsstörung (PTSD) auf. Das liegt v.a. an der ungefilterten Aufnahme von Inhalten.
Wissenschaftliche Untersuchungen zur emotionalen Beeinflussbarkeit auf Instagram
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte … als Bilderdienst bietet sich Instagram hierfür an. Viele Wissenschaftler haben bereits unterschiedlichste Studien für den Dienst angefertigt:
Chia-chen Yang (2016:703ff) fand dabei heraus, dass Publizieren auf Instagram zu verstärktem Einsamkeitsempfinden führe, aber einfaches Browsen und Interagieren bewirke jedoch das Gegenteil.
Nach Kay O’Halloran (2014:565ff) bestehen 20 bis 30 Prozent der Inhalte auf Instagram aus Selfies. Nach Jessica McCain (2016) verstärken vermehrte Selfie-Aufnahmen auch narzisstisches Verhalten. Interessanterweise fand Jang Ho Moon (2016) heraus, dass Menschen mit Autorität oder Führungsqualitäten assoziierten Eigenschaften weniger Selfies von sich publizierten.
Interessant in dem Zusammenhang ist das von Keith Hampton (2014) beobachtete Phänomen des digitalen Rückzugs (sog. „Tele-cocooning“). Dieses gehe mit verringerter Aufmerksamkeit von Instagram-Nutzerinnen und erhöhter Aufmerksamkeit bei Twitter-Nutzerinnen einher.
Jahrmarkt der Eitelkeiten: #BodyPositive, Mermaid Challenge oder #GenderlessNipples
Bei Instagram gibt es Challenges zuhauf: Ein Ziel wird vorgegeben, beispielsweise ein bestimmtes Fotomotiv, und so viele Nutzer wie möglich sollen mitmachen. Viele Challenges produzieren dabei stereotype Ergebnisse: Dünne Bäuche, große Brüste oder der viel diskutierte thigh gap (also eine Lücke zwischen den Beinen am oberen Ende der Oberschenkel, was von vielen als Schönheitsideal empfunden wird).
Einige Instagrammer begehren dagegen auf. Unter dem Sammelbegriff der body positivity oder body positive posten sie Bilder, die nicht dem idealisierten Schönheitsideal entsprechen. Ein Beispiel ist Chessie King, die selbst meint, dass sie euren perfekten Feed kaputt mache:
https://www.instagram.com/chessiekingg/
Doch jede dieser Studien ist zu spezifischen Themen erstellt worden und hat bestimmte Fragen beantwortet. Insofern lassen sie sich nur bedingt verallgemeinern.
Quellen
- Hampton, Keith; Rainie, Lee; Lu, Weixu; Shin, Inyoung & Purcell, Kristen (2014). Social Media and the Cost of Caring. Washington, DC.: Pew Research Center.
- Hansch, Pierre & Rentschler, Christian (2012): Emotion@Web. Emotionale Websites durch Bewegtbild und Sound-Design. Berlin/Heidelberg: Verlag Springer. S. 11f.
- Kramer, Adam; Guillory, Jamie & Hancock, Jeffrey (2014): Experimental evidence of massive-scale emotional contagion through social networks. (Online via PNAS.org) 25.03.2014. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America.
- McCain, Jessica; Borg, Zachary; Rothenberg, Ariel; Churillo, Kristina; Weiler, Paul & Campbell, Keith (2016). Personality and selfies: Narcissism and the Dark Triad. In: Computers in Human Behavior, Vol. 64 (Stand: November 2016). S. 126-133.
- Moon, Jang Ho; Lee, Eunji; Lee, Jung-Ah; Choi, Tae Rang & Sung, Yongjun (2016). The role of narcissism in self-promotion on Instagram. In: Personality and Individual Differences, Vol.101 (Stand: Oktober 2016). S. 22-25.
- O’Halloran, Kay; Chua, Alvin & Podlasov, Alexey (2014). The role of images in social media analytics: A multimodal digital humanities approach. In: Visual Communication. Hrsg.: Machin, David. Berlin: Verlag De Gruyter.
- Yang, Chia-chen (2016). Instagram Use, Loneliness, and Social Comparison Orientation: Interact and Browse on Social Media, But Don’t Compare. In: Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking. Volume 19, Number 12, 2016. New Rochelle: Mary Ann Liebert, Inc. S. 703 ff.
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Emotionen im Internet | Nr. 12 – #Onlinegeister
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