Der Protokolldroide C-3PO aus Star Wars oder der Sprachcomputer von Captain Kirk an Bord der Enterprise sind vielen bekannt. Genau diese Funktionen werden nun zunehmend Teil unseres Alltags. Siri war der bekannteste Vorreiter der Sprachassistenten, wurde aber von Alexa & Co durch die Möglichkeit der Interaktion immer unscheinbarer. Dann kamen Bots wie ChatGPT und seitdem wird nur noch über künstliche Intelligenz (KI) gesprochen. Wer benutzt sie und wohin entwickelt sich alles? Was bedeutet das überhaupt für uns?
Am Rande unseres Barcamp-Specials hatten wir verschiedene Interviews geführt, unter anderem mit Lucio von der Agentur Undpaul. Das Thema ist aktuell wie je, deswegen wollen wir es euch endlich präsentieren!
In Zeiten, in denen “Fake News” in aller Munde sind, möchten wir darüber sprechen wie es möglich ist, dass wir so einfach im Internet manipuliert werden können. Zudem erklären wir, was genau Filterblasen sind und wie Framing und STT funktionieren. Und – was zum Nachdenken – sind wir im Grunde nicht alle jeden Tag aufs Neue manipulativ?
Online: Manipulation im Internet?
Filterblasen
Wir stellen die These auf, dass Filterblasen durch Algorithmen einseitig Interessen verstärken sollen. Bedeutet, wenn wir uns im Internet mit einem bestimmten Thema beschäftigen, bekommen wir eben zu diesem – oder ähnlich gearteten Themen – weitere Vorschläge. Dies kann durchaus radikalisieren.
Sehr einfach lässt sich dies zum Beispiel bei YouTube nachvollziehen, durch die Art der angezeigten Videovorschläge. Passend dazu die Duden-Definition von Filterblase:
“Eine selektive Informationsauswahl auf Webseiten durch Berücksichtigung des Nutzerverhaltens, -standorts o. Ä.”
Der Begriff selbst basiert auf dem Buch “the filter bubble. What the internet is hiding from you” von Eli Pariser, welches 2012 bei Penguin Press erschienen ist.
Der Duden verknüpft damit auch das Wort “Echokammer”, welches für überwiegenden oder ausschließlichen Kontakt mit Gleichgesinnten – vorrangig in sozialen Netzwerken – steht. An und für sich ist es aber keine Folge der Digitalisierung, dass wir uns manchmal bewusst für den “Weg des geringsten Widerstandes“ entscheiden und bevorzugterweise in einem homogenen Umfeld bewegen.
Beide Begriffe sind viel diskutiert, deswegen möchten wir euch gerne auf ein paar Quellen verweisen, falls ihr tiefer in das Thema eintauchen möchtet:
Gefangen in der Filterblase: Manipuliert Facebook unser Denken? (Deutschlandfunk 2016)
Durch die einfache Möglichkeit an Informationen mittels des Internets zu gelangen, verschlechtert sich auch unser Gedächtnis. Dadurch nehmen wir auch sehr viel mehr Falschmeldungen auf und sind empfänglicher für gezielte Manipulation.
Bereits in unserer Folge Nr. 27 haben wir uns mit dem Thema „Digitale Demenz“ im Detail auseinandergesetzt, hört gerne rein für weitere Details!
Manipulation DURCH das Internet?
Vorbild Instagram? Selbstbild, Identität und was ich eigentlich wert bin …
Untersucht wurden dazu unter anderem 300 Posts von erfolgreichen Influencerinnen auf wiederkehrende Muster hin. „Sie sind dünn, langhaarig und beschäftigen sich hauptsächlich mit den Themen Mode, Ernährung und Beauty“.
Diese Studie wurde von der Schauspielerin Maria Furtwängler und ihrer Tochter Elisabeth in Auftrag gegeben. Besonders ein Zitat einer YouTuberin möchten wir herausheben:
„Eine starke eigene Meinung schmälert deinen finanziellen Wert.“
Wir halten das für äußerst bedauerlich in der heutigen Zeit, aber leider sehr bezeichnend – vor allem für Instagram?
Der Circle?
Wer diesen Spielfilm mit Emma Watson noch nicht kennt, dem geben wir ihn gerne als Filmtipp (alternativ auch als Buchtipp) mit auf den Weg.
Für uns ist er vor allen Dingen in Zusammenhang mit einer Studie, die kürzlich bei Heise veröffentlicht wurde, erwähnenswert. Die Studie beschäftigt sich mit dem sogenannten “Social-Scoring-System”, welches in China bereits angewandt wird. Zu vergleichen am Ehesten mit unserem Verfahren zur Ermittlung der Kreditwürdigkeit. In diesem System wird – kurz gesagt – gutes Verhalten belohnt und schlechtes Verhalten bestraft. Interessant ist, dass jeder 6. Deutsche dieses System als Vorbild betrachtet.
Auch der Film behandelt dieses Thema in einer etwas abgeschwächten Form. Emma Watson gerät im Zuge ihres Jobs immer tiefer in den Strudel des “Circle” und wird am Ende 24 h von einer Live-Cam begleitet.
Der Film und das behandelte Thema ist – allem voran – beeindruckend, weil vieles davon bereits Teil unseres Alltags ist.
Framing, STT & Co.: Einsteiger-Guide der Manipulation
Framing
Framing findet tagtäglich im Internet statt und ist ein beliebtes Mittel zur Manipulation. Teilweise bewusst, teilweise unbewusst bestimmen wir anhand der Informationen die wir teilen, sowie in der Art und Weise wie wir sie mitteilen (welche Worte oder Metaphern verwendet werden), wie andere über das Thema denken.
Einige der bekanntesten Beispiele sind u.a. von den rechtskonvervativen Parteien wie AfD, CDU oder CSU verwendeten Begriffe wie “Asyltourismus” und “Flüchtlingswelle”. Diese zeichnen sofort ein negatives Bild in unseren Köpfen.
Framing ist gerade in der Politik von jeher ein äußerst beliebtes Mittel. Seien es bekannte Nazi-Begriffe, welche verharmlosend klingen wie „Endlösung“ (Massentötung ganzer Volksgruppen wie Juden, Sinti, Roma oder von Minderheiten wie Homosexuellen), verschleiern sollen wie der Begriff „Nationalsozialisten“ (womit die NSDAP v.a. linksorientierte Arbeiter ansprechen wolle, denn man sei ja selbst auch Sozialist, nur eben national orientiert) oder bewusst ausgrenzend wie „Volkskörper“ (die Bevölkerung als einheitlicher Organismus).
Framing-Manual der ARD
Es gab ein Gutachten bei der ARD, in dem – um das Image der Rundfunkgebühren zu verbessern – dazu aufgefordert wurde, auch entsprechende Begrifflichkeiten wie “Unterstützung für den freien Rundfunk” zu verwenden.
WDR-Direktor Jörg Schönenborn bezeichnete im Dezember 2012 den Rundfunkbeitrag als „Demokratie-Abgabe“ und löste damit bundesweit eine heftige Debatte aus.
Die Berichterstattung in Finnland über das bedingungslose Grundeinkommen hat – um dies negativ darzustellen – als Schlagzeile “Das Bedingungslose Grundeinkommen schafft keine Jobs”. Bewusst wird die andere Seite der Medaille außer acht gelassen.
Startup Framing bei Apple, Google & Co.
Auch das bekannte Unternehmen Apple hat hier mitgewirkt. Ein bereits 2012 geleaktes „Genius Training Student Workbook“ geht sehr deutlich auf den Wortschatz ein, welche Mitarbeiter in Apple Stores (die sog. Mac Geniuses) mitbringen sollten:
Apple-Geräte laufen beispielsweise niemals „heiß“, sie werden nur „warm“. Geräte haben auch keinen „Bug“ bzw. Fehler, sondern es tritt eine „Situation“ ein.
Unterhaltsam und faktisch auch korrekt aufbereitet wurde dies vom funk-Satiriker Walulis in diesem Video:
Wie eine wohlhabende Werkstatt machen sie in teuren Reparaturen – Apple Läden. Die Stores kennen wir alle noch von den langen Schlangen, die sich immer davor gebildet haben, als Apple noch hype war. Heute kann man da einfach so reingehen und ganz viel Geld da lassen. Was für eine Verbesserung!
Ähnlich verhält es sich mit anderen Startups und dem Vokabular ebenfalls. So gibt es bei Google, Facebook & Co. kein Betriebsgelände, sondern in der Regel einen „Campus“. Es gibt auch keine Mitarbeiter-Kantine, sondern eine „Mensa“.
Dies soll v.a. positive Assoziationen der Mitarbeiter zu vergangenen Uni-Zeiten wecken, welche diese dann mit dem aktuellen Arbeitgeber gleichsetzen sollen.
Die 2014 veröffentlichte Studie „Experimental evidence of massive-scale emotional contagion through social networks„ von Adam D. I. Kramer, Jamie E. Guillory und Jeffrey T. Hancock , beschäftigt sich mit der sogenannten “Gefühlsansteckung”. Dies bedeutet nichts anderes, als dass sich unsere Stimmung alleine mittels der Sprache übertragen kann. nicht Gefühle übertragen sich also nicht nur Face to Face, sondern auch Face to Facebook.
Insgesamt 689.003 Teilnehmer nahmen unfreiwillig an der Studie teil: Auch ihr könntet, sofern ihr Anfang 2012 bereits auf Facebook aktiv wart, ohne es zu ahnen Teil dieser Studie gewesen sein. Nach Bekanntwerden dieser Tatsache, war der Aufschrei natürlich groß.
In der Common Sense Media-Studie vom Oktober 2018 wurden US-Teenager dazu befragt, ob Social Media sie positiv oder negativ beeinflusst. Der Großteil hat einen positiven Effekt angegeben. Allerdings ist interessant, dass 72 % – das sind 3 von 4 (!) – glauben, online manipuliert zu werden.
Common Sense Media Studie 2018
Wann beginnt der Verfolgungswahn?
Wie weit geht wirkliche Manipulation und wann beginnt die Verschwörungstheorie? In welcher Häufigkeit war Manipulation schon immer da und wie oft wird bewusst manipuliert? Ist jede Form der Kommunikation nicht bereits Manipulation?
Diskutiert darüber, hinterlasst einen Kommentar und teilt eure Gedanken dazu mit uns!
In den letzten Wochen haben immer wieder virale Videos den gesamten deutschsprachigen Raum durchdrungen: Letzte Woche war es #IbizaGate um die Bestechlichkeit und moralische Fragwürdigkeit des österreichischen Politikers Heinz-Christian Strache (FPÖ). Aktuell dreht sich alles um den YouTuber Rezo und sein Video, in dem er sich auf die CDU und deren Politik der letzten Jahrzehnte konzentriert.
Wie können solche Videos derart populär werden?
Neues Video: „Ein Statement von 80+ YouTubern“ – Rezo fokussiert ein konkretes Thema
Am 24. Mai 2019 kam ein neues Rezo-Video, welches schlicht „Ein Statement von 80+ YouTubern“ heißt:
Hier ist der Text nochmal in schriftlicher Form. Jeder Youtuber, der noch mit unterzeichnen möchte, kann sich gerne irgendwie melden. ________________________________ Dies ist ein offener Brief. Ein Statement. Von einem großen Teil der Youtuber-Szene. Am Wochenende sind die EU-Wahlen und es ist wichtig wählen zu gehen.
In diesem Video, welches nur knapp 3 Minuten lang ist (das CDU-Zerstörung-Video war knapp 55 Minuten lang) wird eher emotional argumentiert und mit Fokus auf Umweltschutz und die dieses Wochenende anstehende Europawahl.
Im Video beginnt der YouTuber Rezo und wird dann von einer Diashow-artigen Aneinanderreihung von etwa 30 YouTubern unterstützt.
Die Auftretenden lesen sich wie ein Who’s Who der deutschen YouTube Szene: Zu Wort kommen unter anderem Julien Bam, Katja Krasavice, Unge, DagiBee und andere. Die offizielle Unterstützerliste lautet:
Julien Bam,
DagiBee,
Vik,
Emrah,
Anni the Duck,
Mirellativegal,
Oğuz Yılmaz,
Fynn Kliemann,
Rezo,
Tim Jacken,
Toni Pirosa,
DeChangeman,
Rick (SpaceFrogs),
Steven (SpaceFrogs),
Aaron Troschke,
Greeen,
Katja Krasavice,
Malwanne,
Luca Concrafter,
Unge,
Jana Nell,
Alexi Bexi,
Alycia Marie,
Diana zur Löwen,
Marti Fischer,
Jodie Calussi,
Mii Mii,
Julia Beautx,
CrispyRob,
Simon Will,
Rewi,
Taddl,
Trymacs,
Phil Laude,
Izzi,
Nia,
Fräulein Chaos,
Heider,
Soja (SophieDoesRandomStuff),
Gordon (Vegan ist ungesund),
Aljosha (Vegan ist ungesund),
Jonas (Simplicissimus),
David (Simplicissimus),
Tilo Jung,
OpenMind,
Kiko,
Gong Bao,
Sturmwaffel,
Barbara Sofie,
Hendrik Rettkowski,
David Hain,
Fabian Siegismund,
Ambre Vallet,
LeFloid,
Naomi Jon, Klengan,
Kayla Shyx,
Luna F. Darko,
dyzzy,
Nhi,
Marius (Angeschrien),
Sonny Loops,
Ischtar Isik,
Jonas Ems,
Paul (Ultralativ),
Fynn (Ultralativ),
Danergy,
Lenny (Lennyficate),
2Bough,
Domino Kati,
Marie (Snukieful),
EasyAlex,
Kelly,
GermanLetsPlay,
Maxim Markov,
Alexander Straub,
Jolina Mennen,
Firegoden,
Keanusworld,
Doktor Whatson,
Silvi Rockstar,
Vincent Lee,
Krancrafter
#RezoVideo: „Die Zerstörung der CDU“
Falls jemand das Video noch nicht gesehen hat, hier die Einbettung:
Die Europawahl bzw EU-Wahl steht vor der Tür. Ob CDU, SPD oder AfD gute Parteien sind, die im Einklang mit Wissenschaft und Logik stehen, versuche ich in diesem Video zu beantworten. In jedem Fall: Geht wählen am nächsten Wochenende. Sonst entscheiden Rentner über eure Zukunft und geil ist das nicht.
Auf knapp 55 Minuten Länge äußert sich der YouTuber Rezo zur Politik der CDU in den letzten Jahrzehnten, auch zu aktuellen Entwicklungen in Klima-, Gesellschafts-, Umweltschutz- oder Außenpolitik.
Politik schadet nicht: Rezos Abozahlen gehen steil hoch
Dem YouTuber hat der Exkurs nicht geschadet, denn seine Abonnentenzahlen steigen deutlich an:
In den letzten zwei Wochen vor dem Video stiegen die Abozahlen des YouTubers täglich um einige tausend. Nach dem Erscheinen des Videos „Die Zerstörung der CDU“ stieg die Zahl der Abonnenten stetig an, z.T. um mehrere zehntausend am Tag. Die breite
Rezo hat die beiden Z beachtet und hält sich ans PESTO-Prinzip
Für den historischen Kontext: Rezo gehört zur Bam Crew, also den Kollegen und Mitarbeitern des ebenfalls bekannten YouTubers Julien Bam. Des Weiteren hatte sein Kanal bereits mehrere hunderttausend Abonnenten bevor sein CDU-Video online ging. Er startete also nicht bei Null.
Über 600.000 Abonnenten hatte der YouTuber bereits. Das ging aber nach dem CDU-Video fast durch die Decke. Am 24. Mai lagen die Abonnenten bei fast 800.000 Nutzern. Wie hat der YouTuber das erreicht?
Er hat sich an die beiden Z gehalten:
Rezo spricht zielgruppengerecht
Er redet kurz und knackig und sehr verständlich und anschaulich. Am Beispiel Erderwärmung, wie CO2 in die Luft kommt, meint er:
„Das ist in der Erde drin. Wir buddeln das aus. Verbrennen das. Und so kommt der Shit in die Luft.“
Er bedient sich typischer Jugendsprachelemente, arbeitet auch häufig mit konversationellen Markern wie Betonung oder Ironie und verdeutlicht seine Aussagen durch kurze Wiederholungen und Zusammenfassungen:
„Das Problem ist also nicht, dass es CO2 gibt, sondern dass es mehr wird.“
Rezo spricht zielgerichtet
Sein Video hat eine deutliche Agenda. Dazu ein aktuelles Thema (Wahlen stehen an). Inzwischen gibt es sogar eine Change.org-Petition, die das Video in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bringen möchte.
Manche können sich über die Art und Weise im Video aufregen. Rezo geht die CDU und andere Parteien wie SPD und AfD zum Teil sehr persönlich an, aber das ist okay. Das Video will keine neutrale und objektive Dokumentation sein. Es ist die Abrechnung eines Menschen. Darin liegt das Ziel und dieses Ziel verfolgt der YouTuber.
PESTO-Prinzip eingehalten
Die ersten beiden Buchstaben des PESTO-Prinzips sagen, dass man Person und Ergebnis eines Vorhabens kennen sollte. Rezo hat seine Zielgruppe konkret angesprochen und sein Zielvorhaben ebenfalls sehr konkret erwähnt. Es ist sogar der Titel des Videos.
Was ist mit anderen viralen Hits wie #IbizaGate?
Das sogenannte Ibiza-Video zeigt den österreichischen Politiker Heinz-Christian Strache und seinem Kollegen Gudenus in einer Villa auf Ibiza, wie er sich mit anderen, russischsprachigen Menschen unterhält. Darin lässt Strache einige als bedenklich einzuschätzende Äußerungen erklingen. Eine ausführliche Analyse gibt es hier (Reaktionen bei Facebook finden sich u.a. hier):
Österreichs Regierung löst sich auf – und der Grund dafür ist ein pikantes Video aus dem Jahr 2017, das jetzt aufgetaucht ist. Im Zentrum: Vizekanzler Heinz-Christian Strache von der Partei FPÖ. Wer noch betroffen ist und was dahintersteckt, erfahrt ihr hier. Ein Zusammenschnitt des Videos, um das es geht – https://www.sueddeutsche.de/politik/strache-fpoe-kronen-zeitung-oesterreich-1.4452326 …
Dieses Video, genau wie andere, sind symptomatisch für eines: Lust und Neugier von Menschen, der Voyeurismus im Internet und ein gutes Timing.
Denn ähnlich wie beim #RezoVideo ist auch das sogenannte #Ibizagate um Strache und die FPÖ kurz vor einer Wahl aufgekommen. Damit liegt der Fokus bereits auf verwandten Themen bzw. im Dunstkreis und dadurch lassen sich dann auch leichter solche Themen pushen.
Fazit: Formel für virale Hits?
Zielgerichtetheit und Zielgrupenspezifik helfen natürlich, relevante Videos zu produzieren. Doch schlussendlich gilt auch immer der Zufall. Das Rezo-Video ebenso wie das Strache-Video haben eine große Reichweite erhalten, aber hätten genauso in der Versenkung verschwinden können. In beiden Fällen hat geholfen, dass es entweder von bereits zuvor populäreren Produzenten hergestellt bzw. sich um populäre (Strache war Vizekanzler Österreichs) Menschen dreht.
Das Erfolgsrezept für virale Hits gibt es nicht, aber etwas über seine Zielgruppe zu wissen und ein konkretes Ergebnis im Kopf zu haben bei der Produktion können bereits extrem weiterhelfen.
Podcast-Analyse vom #RezoVideo
Wir empfehlen unseren Radio-Podcast #Onlinegeister zu abonnieren, um auf dem Laufenden zu bleiben. Feedback nehmen wir ebenfalls gern entgegen!
Es wird gerade überall diskutiert. Ich habe mir für das #RezoVideo mit dem Titel „Die Zerstörung der CDU“ Zeit genommen und das gute Stück aus handwerklicher Sicht untersucht: Was hat der YouTuber richtig gemacht? Was sind wichtige Punkte für gelungenen Content, die er berücksichtigt hat?
Vielleicht fragen sich ein paar von euch: Warum habt ihr euch mit Steuern beschäftigt? Aus gegebenem Anlass: Ab 2019 muss die Steuererklärung nicht mehr am 31. Mai, sondern erst am 31. Juli eingereicht werden.
Wir wollen euch ein paar wichtige und nützliche Tipps und auch Stats geben, wie sich Steuern und Finanzen in den letzten Jahren verändert haben
Steuererklärung – die Basics
Jeder kennt sie, aber wer hat sich schon wirklich mit ihr beschäftigt? Was muss ich an sich erstmal wissen bzgl. der Steuererklärung?
Wer muss eine Steuererklärung machen?
In Deutschland sind etwa 45 Mio. Menschen steuerpflichtig. Alle Nicht-Selbständigen haben übrigens eine Wahl: Entweder niemals Steuererklärung machen (dann wird alles nur grob geschätzt vom Staat) oder freiwillig eine Steuererklärung machen, danach aber immer und verpflichtend. Das ist wie als Mieter niemals eine Betriebskostenabrechnung zu bekommen: dann werden die pauschal gezahlten Monatsbeiträge einfach als Grundlage belassen und es wird niemals nachgerechnet oder der Mieter nun zu viel oder zu wenig bezahlt hat.
Alle Selbständigen müssen immer verpflichtend eine Steuererklärung machen. Keine Ausnahmen.
Wann besteht Steuerpflicht?
Steuerpflicht besteht für Bundesbürger lt. § 1 EStG unbeschränkt. Seuerpflichtig sind Bundesbürger, wenn der Grundfreibetrag überschritten ist (Grundfreibetrag für 2018 = 9000 € für Ledige); also wenn ein Lediger mehr als 9000 € im Jahr verdient. Darunter müssen Bundesbürger keine Steuern zahlen, weil das an unzumutbare Härte gelten würde.
Ausländer (gem. § 49 EStG) in oder außerhalb der Europäischen Union unterliegen einer beschränkten Steuerpflicht, weil in den Heimatländern die Steuer zu zahlen ist. Arbeitet beispielsweise ein Österreicher in Deutschland, muss er nur bestimmte Steuern entrichten, aber leistet seine normale Steuererklärung im Heimatland. Dafür gibt es besondere Formulare, die AUS-Anlagen.
Wann muss ich meine Steuererklärung machen?
Bislang spätestens am 31. Mai jedes Jahres; seit 2019 spätestens am 31. Juli jedes Jahres.
Wie kann ich elektronisch meine Steuererklärung machen?
Die elektronische Steuererklärung gibt es seit 1999. Früher funktionierte das noch so: ausdrucken und abgeben, heute komplett elektronisch übermittelt. 2016 wurde das Steuermodernisierungsgesetz eingeführt und bis 2022 soll die Steuer ausschließlich elektronisch erfolgen (Wegfall der Papier-Erklärungen).
Immer mehr machen ihre Steuer elektronisch über das System ELSTER der Finanzbehörden:
Waren es 2010 nur 8,6 Millionen Deutsche, haben 2018 bereits 23,1 Millionen Deutsche über ELSTER ihre Steuererklärung gemacht.
Jahr
2010
2012
2014
2016
2018
ELSTER-Erklärungen in Mio.
8,6
12
16,1
21
23,1
ELSTER
Betrieben wird ELSTER von der bayerischen Finanzaufsicht. Diese stellt nach dem Föderalismus-Prinzip den anderen Bundesländern die Technologie zur Verfügung.
Wie funktioniert die Steuererklärung mit ELSTER – so rein technisch? (CC BY-SA)
ELSTER steht für ELektronische STeuerErklärung. Wir fragen uns immer wieder ob die diebische Elster so ein gelungener Namenspatron ist?
Es gibt drei Möglichkeiten, wie sich ELSTER nutzen lässt
Variante 1: ELSTER.de nutzen
Mein Elster unter www.elster.de als Online-Tool nutzen.
Die Vorteile von ELSTER.de:
von Finanzbehörden erstellt,
alles online + in der Cloud gespeichert und damit gesichert
Die Anmeldung erfolgt über www.elster.de über eine zweifach authentifizierte Registrierung:
Nach der Registrierung erhalte ich eine E-Mail mit Freischalt-Link
Später erhalte ich Post mit einem Brief mit Freischalt-Code, den ich im Link eingeben muss
Wie funktioniert ELSTER?
ELSTER ist ein Übermittlungsstandard (ähnlich wie html, DIN A4 etc.). Die Übermittlung von Steuerdaten ist Ende-zu-Ende-verschlüsselt und damit sicher.
Jede Übermittlung braucht einen Schlüssel, mögliche Schlüssel:
Für die Steuererklärung bei ELSTER brauche ich eine Zertifikatsdatei, einen Sicherheitsstick, meinen neuen Personalausweis oder eine Signaturkarte mit Lesegerät (Quelle ELSTER.de).
Was muss alles in die Steuererklärung rein?
Das kommt drauf an ob du selbständig bist oder nicht. In der Regel muss immer der sogenannte Hauptvordruck ausgefüllt werden. Da kommen die wichtigsten Angaben wie Name etc. rein.
Anlagen
Der Rest sind Anlagen, die nur ausgefüllt werden müssen, wenn für mich zutreffend:
Anlagen (für Nicht-Selbständige):
Anlage AUS (ausländische Einkünfte)
Anlage AV (Altersvorsorge)
Anlage FW (Förderung Wohneigentum)
Anlage KAP (Kapitalvermögen, also Aktien etc.)
Anlage KAP-BET (Kapitalvermögen aus Beteiligungen)
Anlage KAP-INV (Kapitalvermögen aus Investments)
Anlage Kind (Kinder)
Anlage L (Land- und Forstwirtschaft)
Anlage N (Nicht selbständige Arbeit)
Anlage N-AUS (Nicht selbständige Arbeit im Ausland)
(der Rest ist v.a. für Kapitalgesellschaften relevant)
Welche Steuertricks gibt es?
Es gibt Pausch(al)beträge und Vergünstigungen wie Umzugspauschale, Weiterbildungen (auch für Studis interessant). Das sind die legalen Steuertricks. Wir haben bei unserer Partnerseite Selbständig in Mitteldeutschland eine Übersicht erstellt:
Podcast: Play in new window | Download (Duration: 26:18 – 21.1MB) In Deutschland sind 2019 etwa 45 Mio. Menschen steuerpflichtig. Es ist ein leidiges und wiederkehrendes Thema für viele: die SSteuererklärung Deswegen haben wir unsere besten Tipp und legalen Steuertricks zusammengetragen. Dieser Beitrag erscheint auch aus gegebenem Anlass: Ab 2019 muss die Steuererklärung nicht mehr am 31.
Anm.: Wir sind keine Steuerfachangestellten, Steuerberater oder Steuerbeamte. Wir geben Tipps und erweitern diesen Beitrag konstant, aber sind dankbar für Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge.
Hören & Download
Wir empfehlen unseren Radio-Podcast #Onlinegeister zu abonnieren, um auf dem Laufenden zu bleiben. Feedback nehmen wir ebenfalls gern entgegen!
Jeder Deutsche ab 18 Jahren muss eine Steuererklärung machen. Fast alles an diesem Satz ist falsch – wie ist es denn wirklich mit der Steuererklärung? Welche Tricks gibt es und was muss ich beachten?