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In Zeiten, in denen “Fake News” in aller Munde sind, möchten wir darĂĽber sprechen wie es möglich ist, dass wir so einfach im Internet manipuliert werden können. Zudem erklären wir, was genau Filterblasen sind und wie Framing und STT funktionieren. Und – was zum Nachdenken – sind wir im Grunde nicht alle jeden Tag aufs Neue manipulativ?
Online: Manipulation im Internet?
Filterblasen
Wir stellen die These auf, dass Filterblasen durch Algorithmen einseitig Interessen verstärken sollen. Bedeutet, wenn wir uns im Internet mit einem bestimmten Thema beschäftigen, bekommen wir eben zu diesem – oder ähnlich gearteten Themen – weitere Vorschläge. Dies kann durchaus radikalisieren.
Sehr einfach lässt sich dies zum Beispiel bei YouTube nachvollziehen, durch die Art der angezeigten Videovorschläge. Passend dazu die Duden-Definition von Filterblase:
“Eine selektive Informationsauswahl auf Webseiten durch Berücksichtigung des Nutzerverhaltens, -standorts o. Ä.”
Der Begriff selbst basiert auf dem Buch “the filter bubble. What the internet is hiding from you” von Eli Pariser, welches 2012 bei Penguin Press erschienen ist.
Der Duden verknĂĽpft damit auch das Wort “Echokammer”, welches fĂĽr ĂĽberwiegenden oder ausschlieĂźlichen Kontakt mit Gleichgesinnten  – vorrangig  in sozialen Netzwerken – steht. An und fĂĽr sich ist es aber keine Folge der Digitalisierung, dass wir uns manchmal bewusst fĂĽr den “Weg des geringsten Widerstandes“ entscheiden und bevorzugterweise in einem homogenen Umfeld bewegen.
Beide Begriffe sind viel diskutiert, deswegen möchten wir euch gerne auf ein paar Quellen verweisen, falls ihr tiefer in das Thema eintauchen möchtet:
- Gefangen in der Filterblase: Manipuliert Facebook unser Denken? (Deutschlandfunk 2016)
Digitale Demenz
Durch die einfache Möglichkeit an Informationen mittels des Internets zu gelangen, verschlechtert sich auch unser Gedächtnis. Dadurch nehmen wir auch sehr viel mehr Falschmeldungen auf und sind empfänglicher für gezielte Manipulation.
Bereits in unserer  Folge Nr. 27 haben wir uns mit dem Thema „Digitale Demenz“ im Detail auseinandergesetzt, hört gerne rein fĂĽr weitere Details!
Manipulation DURCH das Internet?
Vorbild Instagram? Selbstbild, Identität und was ich eigentlich wert bin …
Studienergebnisse des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk zeigen, dass auf Instagram insbesondere jene Frauen erfolgreich sind, die einem normierten Schönheitsideal entsprechen.
Untersucht wurden dazu unter anderem 300 Posts von erfolgreichen Influencerinnen auf wiederkehrende Muster hin. „Sie sind dünn, langhaarig und beschäftigen sich hauptsächlich mit den Themen Mode, Ernährung und Beauty“.
Diese Studie wurde von der Schauspielerin Maria Furtwängler und ihrer Tochter Elisabeth in Auftrag gegeben. Besonders ein Zitat einer YouTuberin möchten wir herausheben:
„Eine starke eigene Meinung schmälert deinen finanziellen Wert.“
Wir halten das fĂĽr äuĂźerst bedauerlich in der heutigen Zeit, aber leider sehr bezeichnend – vor allem fĂĽr Instagram?
Der Circle?
Wer diesen Spielfilm mit Emma Watson noch nicht kennt, dem geben wir ihn gerne als Filmtipp  (alternativ auch als Buchtipp) mit auf den Weg.
FĂĽr uns ist er vor allen Dingen in Zusammenhang mit einer Studie, die kĂĽrzlich bei Heise veröffentlicht wurde, erwähnenswert. Die Studie beschäftigt sich mit dem sogenannten “Social-Scoring-System”, welches in China bereits angewandt wird. Zu vergleichen am Ehesten mit unserem Verfahren zur Ermittlung der KreditwĂĽrdigkeit. In diesem System wird – kurz gesagt – gutes Verhalten belohnt und schlechtes Verhalten bestraft. Interessant ist, dass jeder 6. Deutsche dieses System als Vorbild betrachtet.
Auch der Film behandelt dieses Thema in einer etwas abgeschwächten Form. Emma Watson gerät im Zuge ihres Jobs immer tiefer in den Strudel des “Circle” und wird am Ende 24 h von einer Live-Cam begleitet.
Der Film und das behandelte Thema ist – allem voran – beeindruckend, weil vieles davon bereits Teil unseres Alltags ist.
Framing, STT & Co.: Einsteiger-Guide der Manipulation
Framing
Framing findet tagtäglich im Internet statt und ist ein beliebtes Mittel zur Manipulation. Teilweise bewusst, teilweise unbewusst bestimmen wir anhand der Informationen die wir teilen, sowie in der Art und Weise wie wir sie mitteilen (welche Worte oder Metaphern verwendet werden), wie andere über das Thema denken.
Einige der bekanntesten Beispiele sind u.a. von den rechtskonvervativen Parteien wie AfD, CDU oder CSU verwendeten Begriffe wie “Asyltourismus” und “Flüchtlingswelle”. Diese zeichnen sofort ein negatives Bild in unseren Köpfen.
Framing ist gerade in der Politik von jeher ein äuĂźerst beliebtes Mittel. Seien es bekannte Nazi-Begriffe, welche verharmlosend klingen wie „Endlösung“ (Massentötung ganzer Volksgruppen wie Juden, Sinti, Roma oder von Minderheiten wie Homosexuellen), verschleiern sollen wie der Begriff „Nationalsozialisten“ (womit die NSDAP v.a. linksorientierte Arbeiter ansprechen wolle, denn man sei ja selbst auch Sozialist, nur eben national orientiert) oder bewusst ausgrenzend wie „Volkskörper“ (die Bevölkerung als einheitlicher Organismus).
Framing-Manual der ARD
Es gab ein Gutachten bei der ARD, in dem – um das Image der RundfunkgebĂĽhren zu verbessern – dazu aufgefordert wurde, auch entsprechende Begrifflichkeiten wie “UnterstĂĽtzung fĂĽr den freien Rundfunk” zu verwenden.
WDR-Direktor Jörg Schönenborn bezeichnete im Dezember 2012 den Rundfunkbeitrag als „Demokratie-Abgabe“ und löste damit bundesweit eine heftige Debatte aus.
Die Berichterstattung in Finnland ĂĽber das bedingungslose Grundeinkommen hat – um dies negativ darzustellen – als Schlagzeile “Das Bedingungslose Grundeinkommen schafft keine Jobs”. Bewusst wird die andere Seite der Medaille auĂźer acht gelassen.
Startup Framing bei Apple, Google & Co.
Auch das bekannte Unternehmen Apple hat hier mitgewirkt. Ein bereits 2012 geleaktes „Genius Training Student Workbook“ geht sehr deutlich auf den Wortschatz ein, welche Mitarbeiter in Apple Stores (die sog. Mac Geniuses) mitbringen sollten:
Apple-Geräte laufen beispielsweise niemals „heiĂź“, sie werden nur „warm“. Geräte haben auch keinen „Bug“ bzw. Fehler, sondern es tritt eine „Situation“ ein.
Unterhaltsam und faktisch auch korrekt aufbereitet wurde dies vom funk-Satiriker Walulis in diesem Video:
Apple Stores: So machen sie dich arm | WALULIS
Wie eine wohlhabende Werkstatt machen sie in teuren Reparaturen – Apple Läden. Die Stores kennen wir alle noch von den langen Schlangen, die sich immer davor gebildet haben, als Apple noch hype war. Heute kann man da einfach so reingehen und ganz viel Geld da lassen. Was fĂĽr eine Verbesserung!
Ă„hnlich verhält es sich mit anderen Startups und dem Vokabular ebenfalls. So gibt es bei Google, Facebook & Co. kein Betriebsgelände, sondern in der Regel einen „Campus“. Es gibt auch keine Mitarbeiter-Kantine, sondern eine „Mensa“.
Dies soll v.a. positive Assoziationen der Mitarbeiter zu vergangenen Uni-Zeiten wecken, welche diese dann mit dem aktuellen Arbeitgeber gleichsetzen sollen.
Spontaneous Trait Inference & Transference (STI & STT)
- STI: Beobachtetes Verhalten fĂĽhrt zu Annahmen ĂĽber eine andere Person
- STT: Wir übernehmen Eigenschaften oder Ansichten anderer, beispielsweise in Gesprächen oder aufgrund Aussagen die wir hören
In Psychology Today gab es dazu eine interessante Veröffentlichung: “The way you describe others is the way people see you”.
Manipulation in den sozialen Netzwerken
Die 2014 veröffentlichte Studie „Experimental evidence of massive-scale emotional contagion through social networks„ von Adam D. I. Kramer, Jamie E. Guillory und Jeffrey T. Hancock , beschäftigt sich mit der sogenannten “GefĂĽhlsansteckung”. Dies bedeutet nichts anderes, als dass sich unsere Stimmung alleine mittels der Sprache ĂĽbertragen kann. nicht GefĂĽhle ĂĽbertragen sich also nicht nur  Face to Face, sondern auch Face to Facebook.
Insgesamt 689.003 Teilnehmer nahmen unfreiwillig an der Studie teil: Auch ihr könntet, sofern ihr Anfang 2012 bereits auf Facebook aktiv wart, ohne es zu ahnen Teil dieser Studie gewesen sein. Nach Bekanntwerden dieser Tatsache, war der Aufschrei natürlich groß.
In der Common Sense Media-Studie vom Oktober 2018 wurden US-Teenager dazu befragt, ob Social Media sie positiv oder negativ beeinflusst. Der GroĂźteil hat einen positiven Effekt angegeben. Allerdings ist interessant, dass 72 % – das sind 3 von 4 (!) – glauben, online manipuliert zu werden.
Wann beginnt der Verfolgungswahn?
Wie weit geht wirkliche Manipulation und wann beginnt die Verschwörungstheorie? In welcher Häufigkeit war Manipulation schon immer da und wie oft wird bewusst manipuliert? Ist jede Form der Kommunikation nicht bereits Manipulation?
Diskutiert darüber, hinterlasst einen Kommentar und teilt eure Gedanken dazu  mit uns!
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